Medical Tribune am 13.09.2017
Übergewicht an der Schule ausbremsen
´/.
«J.
Fittere Schüler
mit PilotprojektMit dem Projekt EDDY-young
konnte Univ.-Prof. Dr. Kurt Widhalm, Präsident des Österreichischen Akademischen Instituts für
Ernährungsmedizin (ÖAIE), zeigen,
dass man mit wenig Aufwand viel
erreichen kann. Wichtig ist allerdings, dass auch das Umfeld - Lehrer und Eltern - mitspielt, r seite 8
/
Übergewicht an der
Schule ausbremsenPRÄVENTION ■ Mehr Muskelmasse, bessere Motorik,
weniger Körperfett lautet das Fazit eines Wiener Projekts,
„Die Behandlung von Übergewicht
ist äußerst schwierig und sehr wenig
erfolgreich", bedauert Univ.-Prof. Dr.
Kurt Widhalm, Präsident des Österreichischen Akademischen Instituts für
Ernährungsmedizin (ÖAIE). „Übergewichtige Jugendliche entwickeln z.B.
wesentlich schneller einen Diabetes
als ein Erwachsener, und Jugendliche
mit hochgradigem Übergewicht bekommen Herz-Kreislauf-Probleme,
Hochdruck, haben Skelettprobleme,
Knie schmerzen, können nicht mehr
mitturnen." Nicht zu vergessen seien
die psychischen Probleme bis hin zur
Depression. Adipöse Jugendliche neigen dazu, sich zu isolieren.
keine Intervention erhielt, eine signifikante Verbesserung der sportmotorischen Leistungen. Das Ernährungswissen und -verhalten verbesserte
sich. Die Muskelmasse stieg an, dafür konnte der Anstieg der Fettmasse
gebremst werden.„Prävention in diesem Bereich
ist nicht nur möglich, sondern auch
dringend notwendig", ist Ärztekammer-Präsident Prof. Dr. Thomas Sze-
keres überzeugt. Doch nach wie vor
gebe Österreich zu wenig Geld für Prävention aus, „es ist wesentlich weniger als der Durchschnitt der EU-Länder". Gesundheitserziehung könnte
zwar von Schulärzten geleistet wer-
Gesundheitsunterricht kann Kinder körperlich fitter machen.
Widhalm hat daher ein Interventionspaket unter dem Titel „EDDY-Young"
an zwei Wiener Schulen getestet und
neulich Zwischenergebnisse in Wien
in den Räumlichkeiten der Österreichischen Ärztekammer präsentiert.
Insgesamt nahmen 160 Schüler im
Alter zwischen acht und zehn Jahren
an dem Projekt teil, davon 88 in der
Kontrollgruppe und 72 in der Interventionsgruppe.Die Interventionsgruppe erhielt
acht Unterrichtsstunden zum Thema
Ernährung und 16 Bewegungseinhei-
ten pro Semester und das zwei Semester lang. Zusätzlich konnten die Kinder mithilfe einer App das erlernte
Wissen spielerisch vertiefen. Am
Handy sollten sie ein Wesen namens
„Cally" täglich füttern und im Laufe
der Zeit die Auswirkungen der gewählten Ernährung beobachten. Nach
einer ungesunden Diät wurde der digitale Schützling beispielsweise energielos und dicker. Die App enthielt
auch Quizfragen und Ähnliches.Nach sechs Monaten zeigte sich
im Gegensatz zur Kontrollgruppe, die
den, doch der Haken daran ist: Die
Schulen sind nicht einem Ministerium zugeordnet und die Zuständigkeiten seien unklar, so Widhalm. Die
Schulärzte „wissen nicht genau, was
sie dürfen, was sie nicht dürfen und
was sie tun sollen".Lieber ein gebrochener
Arm als eine Fettleber„Zu einem gesunden Lebensstil zählt
neben einer gesunde Ernährung eben
auch ausreichend Bewegung", fasst
Szekeres zusammen. Doch um Schulkindern mehr Bewegung ermöglichen
zu können, fehle der politische Wille.
Teilweise mangelt es auch an der Infrastruktur, gibt Widhalm zu bedenken, es gebe nicht genügend geeignete Räumlichkeiten und qualifizierte
Sportlehrer. Außerdem hätten manche Lehrer Angst, dass Schüler sich
unter ihrer Obhut verletzen, doch
„ein gebrochener Arm ist leichter zu
behandeln als eine Fettleber" meint
Widhalm. ph/redWebsite des Projekts: www.eddykids.at
y