Tiroler Tageszeitung Kompakt am 08.01.2020
Jeder Zweite hat Übergewicht
at ÜWien – Gute Neujahrsvors ätze zur Gewichtsredukt io n nützen allein noch nichts. „Wenn wir nichts tun, werden wir in den nächsten 30 Jahren in den OECD-Ländern 90 Millionen Todesfälle durch Übergewicht-bedingte Erkrankungen haben. Die gesamte Politik ist gefordert“, sagte jetzt der Präsident des Österreichischen Akademischen Institutes für Ernährungsmedizin, Kurt Widhalm.„Übergewicht betrifft in 34 von 36 OECD-Staaten etwa die Hälfte der Bevölkerung. Eine von vier Personen ist adipös. Bei ihnen ist der sogenannte Body Mass Index BMI größer als 30. Die Kosten für Übergewicht machen 3,3 Prozent des Bruttoinlandsprodukts in diesen Ländern aus, zu denen auch Österreich gehört.Übergewicht koste jeden B ürger damit pro Jahr 322 Euro, sagte Widhalm.Er ist seit vielen Jahren i n der Ernährungsmedizin tätig und war Spezialist an der Universitäts- K inderklinik in Wien.Was kalorienreiche Ernährung und sitzender Lebensstil verursachen, ist sprichwörtlich „nicht von schlechten Eltern“.„Übergewicht ist zu 70 Prozent für die Kosten von Diabetes verantwortlich, zu 23 Prozent für die Kosten von Herz-Kreislauf-Erkrankungenu nd zu neun Prozent für die Aufwendungen für Krebserkrankungen“, sagte Widhalm. 8,4 Prozent der Gesundheitsausgaben in den OECD-Staaten gingen bereits jetzt in die Behandlung von Fettsucht-abhängigen Erkrankungen. Das sind 278 Mrd. Euro pro Jahr oder pro Kopf 187 Euro. Österreich sei da längst e benfalls auf einem unheilvollen Weg. „Wir betreuen in einem wissenschaftlichen Projekt eine Volksschule in Wien-Meidling. Laut unseren a ktuellsten Auswertungen sind dort bereits 70 Prozent der Kinder übergewichtig“, schilderte der Experte. Die Verhinderung von Übergewicht müsse das zentrale Element der Gesundheitspolitik der Zukunft sein.Was dabei benötigt werde: Eine ErhöhungAn einer Wiener Volksschule sind bereits 70 Prozent der Kinder übergewichtig. Experten empfehlen dringend mehr Bewegung und Ernähungsunterricht.der physischen Aktivität der Kinder auf mindest ens 30 Minuten pro Tag.Schulprogramme müssten intensive körperliche Aktivität plus Ernährungserziehung umfassen. Der BMI sollte dadurch generell um 0,3 Punkte gesenkt werden. Restriktionen bei der Werbung für (problematische; Anm. ) Nahrungsmittel für Kinder, Lebensmittelkennzeichnung und die Reformulierung von industriell erzeugten Lebensmitteln gehörten hierher. „Bildungs- und Gesundheitspolitik, Wissenschaft und Sozialversicherung müssen hier zusammenarbeiten“, erklärte Widhalm.Nicht nur die physische Gesundheit von Kindern würde dadurch gestärkt.Eine in der Zeitschrift der amerikanischen Gesellschaft für Ernährung im Jahr 2019 veröffentlichte Studie an 869 Zwillingskindern habe eindeutig gezeigt, dass schlankere Kinder eindeutig bessere kognitive Leistungen erbrächten, als ihre genetisch engstens verw andten, aber dickeren Zwillingsgeschwister, fasste der Ernährungsmediziner die Ergebnisse zusammen. (APA)Die Adipositas-Lawine rollt trotz guter Neujahrsvorsätze. Ernährungsmediziner warnen vor 90 Mio. Todesopfern bis 2030 in den OECD-Ländern.Foto: dpa/Peter Steffenbergewicht