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Journal für Pädiatrie & Pädologie am 10.10.2019

Behandlung einer familiären Hypercholesterinämie in einer pädiatrischen Praxis - Case Report

| FallberichtLukas Lang´ - Magdalena Schrittwieser - Daniela Zaknun - Raute Sunder- Plassmann´ - Harald Esterbauer´ Kurt Widhalm´”Paediatr. Paedolog. 2019: 54:186—188 https://doi.org/10.1007/s00608-019-0702-X Online publiziert: 6. August 2019 © Der/die Autor(en) 2019Zentrum für Kinderheilkunde MED22, Wien, Österreich 3 Österreichisches Akademisches Institut für Ernährungsmedizin, Medizinische Universität Wien, Wien,ÖsterreichBehandlung einer familiären Hypercholesterinämie in einer pädiatrischen Praxis —- Casehäufigsten angeborenen Stoffwechsel- störungen. Bei schweren Formen kann es schon in jungen Jahren zu Athero- sklerose, Herz-Kreislauf-Erkrankungen — sowie selten Xanthelasmen - kommen. Der Anstieg von LDL-C ist in 95% der Fälle aufeinen Defekt in den LDL-Rezep- tor-Allelen und nur in geringem Anteil auf eine Mutation in Apolipoprotein B oder Proproteinkonvertase Subtilisin/ Kexin Typ 9 (PCSK9) zurückzuführen. Eine möglichst frühe Diagnose sowie ein rascher Therapiebeginn ermöglichen es, den Beginn einer Atherosklerose zugelingt eine Normalisierung der LDL- Werte.Eine 13 Jahre alte Patientin fällt im Rah- men einer Abklärung einer vermuteten endokrinen Störung mit massiv erhöh- ter Low-density-Lipoprotein-Choleste- rol(LDL-C)-Konzentration (>250 mg/dl) auf. Durch eine positive Familienanam- nese (Vater Cholesterinkonzentration 280 mg/dl) wird entsprechend der in- ternationalen Kriterien die Diagnose familiäre Hypercholesterinämie (FH) gestellt und die Patientin in eine spe- zifische Behandlung für FH-Patienten und -Patientinnen eingeschleust. Durch diabetische und medizinische TherapieHintergrundDie familiäre Hypercholesterinämie (FH) ist eine genetische Erkrankung des Lipoproteinstoffwechsels, die auf- grund einer Abbaustörung in der Leber mit einer schon bei Kindern erhöhten LDL-C Konzentration einhergeht. Die Prävalenz beträgt etwa 1:200 bei he- terozygotem und 1:160.000-300.000 bei homozygotem Genotyp und ist eine derRosuvastatin (mg) verzögern und damit Herz-Kreislauf- Erkrankungen im frühen Alter zu ver- hindern oder überhaupt zu vermeiden. In einer pädiatrischen Praxis ist die Diagnose einer familiären Hypercholes- terinämie über einen klinischen Phäno- typ. (erhöhte LDL-C Werte bei positi- ver Familienanamnese auf Herz-Kreis- lauf-Erkrankungen und/oder Hypercho- lesterinämie) oder über eine genetische Diagnose zu stellen. Der Zeitraum des Kinder- und Jugendalters wird auch als ideal zur Differenzierung zwischen fami- liärer und nichtfamiliärerer Hypercho- lesterinämie angesehen.freiheit führt zu einem LDL-C-Wert von 187 mg/dl. Trotz einer Erhöhung von Ro- suvastatin auf 15mg/Tag kommt es im September 2018 wieder zu einem LDL- C-Wert von 200 mg/dl und im November 2018 bei einer Steigerung von Rosuva- statin 20 mg/Tag zu einem LDL-C Wert von 204 mg/dl. Im Februar 2019 wird deshalb zusätz- lich zu Rosuvastatin 20 mg/Tag eine kom- binierte Behandlung mit einer Tablette Ezitimib begonnen, wodurch ein LDL- C-Spiegel von 118 mg/dl erreicht werden konnte. Der Patientin wird eine Blutkon- trolle alle 3 Monate empfohlen.L. Lang - M. Schrittwieser D. Zaknun - R. Sunder-Plassmann - H. Esterbauer > K. WidhalmBehandlung einer familiären Hypercholesterinämie in einer pädiatrischen Praxis - Case ReportZusammenfassung Im Lauf einer klinischen Untersuchung fand man bei einer 13-jährigen weiblichen Patientin zufällig eine Gesamt- Cholesterol-Konzentration von 314 mg/di und eine Low-density-Lipoprotein- Cholesterol(LDL-C)-Konzentration von 250 mg/dl. Da der Vater ebenso erhöhte Cholesterolwerte (280 mg/dl) aufwies, wurde die Diagnose der Familiären Hypercholesterinämie gestellt. Mithilfe einer Ernährungsumstellung und einer kombinierten Medikamentengabe wurde die LDL-C-Konzentration auf einen Normalwert reduziert.Die Fallbeschreibung zeigt klar auf, dass die Entdeckung und Therapie von Patien- ten und Patientinnen mit FH in einer pä- diatrischen Praxis leicht möglich ist und der Pädiater oder die Pädiaterin bei der Diagnose der Erkrankung eine Schlüssel- rolle spielen kann. Die Diagnose erfolgte aufgrund von eindeutig erhöhten LDL- C-Werten bei der Patientin und der Fa- milienanamnese (Vater und Bruder hat- ten Hypercholesterinämie). Die Nachfra- ge nach Herz-Kreislauf-Erkrankungen in der Familie blieb erfolglos, wobei festge- halten werden muss, dass der Kontakt zu früheren Vorfahren bzw. Verwandten 2. Grades sehr schwach war. Die Diagnose konnte durch eine DNA-Untersuchung des LDL-Rezeptor-Gens nicht verifiziert werden. . Der Therapieverlauf (@ Abb. 1) zeigt, dass eine Ernährungsmodifikation zwar effektiv ist, aber — wie erwartet — ei- ne Senkung des LDL-C-Werts um et- wa 10% herbeiführen kann. Die medi- kamentöse Therapie (zuletzt Medikation von Rosuvastatin + Ezetrol [MSD, Haar, Deutschland]) hat zu einer Normalisie- rung der LDL-C-Werte geführt. Dadurch kann mit großer Wahrscheinlichkeit da- von ausgegangen werden, dass die Pro- gression der Atherosklerose aufgehalten werden kann.Bei der 13-jährigen Patientin wird im Oktober 2016, durch den klinischen Ver- dacht auf eine Hypothyreose, eine LDL- C-Konzentration von 252 mg/dl sowie ei- ne Gesamtcholesterinkonzentration von 314 mg/dl festgestellt. Nach einem Ana- mnesegespräch wird die Diagnose famili- äre Hypercholesterinämie gestellt; da der Vater der Patientin einen LDL-C-Wert von 172mg/dl sowie einen Gesamtcho- lesterinwert von 280 mg/dlangibtund der Bruder der Patientin ebenfalls erhöhte Cholesterinwerte aufweist. Eine bei der Patientin durchgeführte Messung der In- tima-Media-Dicke (IMT) im März 2017 ergibt noch keine Verdickung, die typisch für FH wäre. Eine genetische Untersu- chung der Patientin im Januar 2018 ergibt keine Mutation im LDL-Rezeptor-Gen.Schlüsselwörter Familiäre Hypercholesterinämie - Jugendliche - Ernährung - Medikament - DiagnoseTreatment of Familial Hypercholesterolemia in a Pediatric Practice: Case ReportDuring a clinical examination in a 13-year- old female patient, a total cholesterol level of 314 mg/dl and a low-density lipoprotein cholesterol (LDL-C) level of 250 mg/dl were incidentally detected. As the father also showed elevated cholesterol levels (=280 mg/dl), the clinical diagnosis of familial hypercholesterolemia (FH) was established. With the aid of dietary changes and combined drug therapy, the LDL-C level was reduced to a normal value.Der Therapieverlauf wird in © Abb. 1 dar- gestellt. Im September 2017 wird eine diäto- logische Schulung mit Ernährungsproto- koll und Ernährungsumstellung begon- nen. Dadurch kann der LDL-C-Wert von 261 auf 237 mg/dl gesenkt werden. Eine regelmäßige Ernährungsschulung wird während der gesamten weiteren Therapie fortgesetzt. Im Januar 2018 wird zusätzlich eine medikamentöse Therapie mit 5 mg Rosu- vastatin/Tag gestartet, wodurch der LDL- C-Wert auf 213mg/dl sinkt. Eine Er- höhung auf 10 mg Rosuvastatin/Tag im März 2018 bei völliger Nebenwirkungs-Keywords Familial hypercholesterolemia - Adolescent - Diet + Drugs - DiagnosticsFazit für die PraxisEs soll mit der Falldarstellung gezeigt werden, dass das Management von Patienten und Patientinnen mit FH in FallberichtKhera AV et al (2016) Diagnostic yield and clinical utility of sequencing familial hypercholesterole- mia genes in patients with severe hypercholeste- rolemia. J Am Coll Cardiol 67:2578-2589 . Gidding SS et al (2015) The agenda for familial hypercholesterolemia: a scientific statement from the American Heart Association. Circulation 132:2167-2192 . Besseling J, Hovingh GK, Huijgen R, Kastelein JJP, Hutten BA (2016) Statins in familial hypercho- lesterolemia: consequences for coronary artery disease and all-cause mortality. J Am Coll Cardiol 68:252-260 8. Wald DS et al (2016) Child-parent familial hypercholesterolemia screening in primary care, NEnglJMed375:1628-1637 9, Widhalm K, Brazda G, Schneider B, Kohl S (1993) Effect of soy protein diet versus standard low fat, low cholesterol diet on lipid and lipoprotein levels in children with familial or polygenic hypercholesterolemia. J Pediatr 123:30-34 10. Widhalm K (2019) Familiäre HypercholesterinämieFür diesen Beitrag wurden von den Autoren keine Studien an Menschen oder Tieren durchgeführt, Für die aufgeführten Studien gelten die jeweils dort ange- gebenen ethischen Richtlinien. Für Bildmaterial oder anderweitige Angaben innerhalb des Manuskripts, über die Patienten zu identifizieren sind, liegt von ihnen und/oder ihren gesetzlichen Vertretern eine schriftliche Einwilligung vor.einer pädiatrischen Praxis fachgerecht möglich ist. Aufgrund der Prävalenz von bis zu 1:200 müssen sich Pädiater und Pädiaterinnen mit dem Thema einge- hend beschäftigen.Open Access. Dieser Artikel wird unter der Creative Commons Namensnennung 4.0 International Lizenz (http://creativecommons.org/licenses/by/4.0/deed. de) veröffentlicht, welche die Nutzung, Vervielfäl- tigung, Bearbeitung, Verbreitung und Wiedergabe in jeglichem Medium und Format erlaubt, sofern Sie den/die ursprünglichen Autor(en) und die Quelle ordnungsgemäß nennen, einen Link zur Creative Com- mons Lizenz beifügen und angeben, ob Änderungen vorgenommen wurden.Univ.-Prof. Dr. Kurt Widhalm| Österreichisches Aka- | demisches Institut für5 Ernährungsmedizin,Ä Medizinische Universität m Wien 1090 Wien, Österreich office@oeaie.orgWeiterführende Literaturund verwandte Störungen des Lipidstoffwechsels (Hyperlipoproteinämien) bei Kindern und Jugend- lichen. In: Hoffmann G, Lentze M, Spranger J, Zepp F, Berner R (Hrsg) Pädiatrie, Springer, Berlin, HeidelbergFunding. Open access funding provided by Medical University of Vienna.1. 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