Ärzte Woche am 11.07.2019
Vom Fleisch fallen
Adipositas "Das Massenphänornen krankhaftes Übergewicht ist eine gesundheitli che, gesundheitspolitische und ge— sundheitsökonomisch‘e Zeitbornbe." Das sagt Ärztekammer-Vize Dr. Io- hannes Steinhart. Jedes dritte Kind zwischen sechs und neun Jahren sei aktuell von Adipositas betroffen, was schon im jungen Alter zu schweren Erkrankungen führen kann. Nun sol— len Ernährungsfachleute die Aus- breitung von Adipositas bei Kindern und Jugendlichen endlich eindäm- men. Bis zum Jahr 2020 erwartet die Weltgesundheitsorganisation näm- lich von jedem Mitgliedsstaat geeig— nete Konzepte gegen Adipositas. Als ersten Verbündeten hat sich Stein— hart den Kinderarzt Prof. Dr. Kurt Widhalm ins Team geholt. Seite 22 ”“Vom Fleisch fallen Adipositas. Mit einem eige- nen E>éertenausschuss möchte die Ärztekammer krankhaftes Übergewicht bei Kindern u1193ugend- Lichen eindämmen. Ein schlagkräftiges kleines Team sollin Zusammenarbeit mit dem Gesundheitsministerium Konzepte entwickeln, umsetzen und auswerten. MB. "Das Massenphänomen krank— haftes Übergewicht ist eine gesund- heitliche, gesundheitspolitische und gesundheitsökonomische Zeitbom— be‘i sagt Ärztekammer-Vizepräsident Dr. ohannes Steinhart. Iedes dritte Kind zwischen sechs und neun lah— ren sei aktuell von Adipositas betrofl fen, was schon im jungen Alter zu schweren Erkranklmgen fiihren kann. Aus diesem Grund erarbeitete die Ärzteschaft gemeinsam mit Er— nährungsmedizinern der MedUni Wien den "Aktionsplan Adipositas“. Konkret sollen unabhängige hei- mische und internationale Ernäh- rungsfachleute Konzepte zur Ein— dämmung von Adipositas bei Kin— dern und Jugendlichen entwickeln, deren Umsetzung begleiten und die Ergebnisse auswerten. Dies soll in einer noch nicht fixierten Kooperati- on mit dem Gesundh‘eitsministeri— um geschehen. Bis zum ahr 2020 erwartet die Weltgesundheitsorganisation von je- dem Mitgliedsstaat geeignete Kon- zepte gegen Adipositas. Zusam— menfassend geht es dabei um das Ziel der Vermeidung vorzeitiger To- desfälle und der signifikanten Ver— ringerung der gesundheitlichen Be— lastung durch Adipositas”, sagt der Kinderarzt Prof. Dr. Kurt Wi@alm, Präsident des Österreichischen Aka- demischen Instituts für Ernährungs- medizin. Einige Voraussetzungen wurden bereits geschaffen: Demnach entwi- ckelte die ÖAK einen neuen Gesund- heitspass für Kinder und Jugendliche zwischen sieben und 17 Jahren. Zu— dem gäbe es Gesundheitsdaten von Schulärzten, die noch nicht ausge— wertet wurden. Ebenso haben 1.600 Ärzte hierzulande das Diplom für Er— Geschichte. Die Adipositas ist ein seit mehr als 25.000 Jah— ren bekanntes Phänomen der Menschheit. In der Steinzeit, im Mittelalter und im 17. Jahr- hundert war Übergewicht aLs Zeichen von Wohlstand, Macht und Fruchtbarkeit ein Schön- heitsideal, jedoch beschrieb Hippokrates schon in der Anti- ke den Krankheitswert der Adi— positas. Zur Zeit derindustrieL— len Revolution wurden erste wissenschaftliche Arbeiten zum Thema veröffentlicht. Vom 19. Jahrhundert an boomten medikamentöse Therapiemaß- nahmen gegen das Überge- wicht (Helena Balke & Antonio Nocito 2013). nährungsmedizin absolviert. "Diese Expertise ist zum Erreichen der WHO-Vorgaben unverzichtbar", er- läutert Steinhart. Auf dem Weg zum Ziel muss sich noch vieles ändern. So empfiehlt ei— ne in der Fachzeitschrift The Lancet veröffentlichte Studie maximal 35 Gramm Fleisch am Tag, was auch der globalen Erderwärmung entge- genwirkt (wwwthelancet.com/com— missions/EAT). Für die Produktion von einem Kilogramm Fleisch sind etwa sechs Kilogramm pflanzliches Tierfutter erforderlich“, sagt Wild halm. Zudem sei Fleisch der größte Faktor des nahrungsmittelbedingten Treibhausgas-Ausstoßes. _ Ärztekammer-Vize MR Dr. Johannes Steinhart (li .) und Ernährungsmediziner Prof. Dr. Kurt Widhalm präsentieren den "Aktionsplan Adipositas". @ Bernhard NoLl/ ÖÄK